Allein der Begriff „Modehund“ stößt vielen Hundehalterinnen und – haltern sauer auf. Dabei ist es ein Stück weit ganz normal, dass abhängig von gewissen modischen Strömungen manche Hunderassen deutlich öfter gehalten werden als andere. Denn mit dem Begriff Modehund sind keineswegs bloß die zum Accessoire degradierten Handtaschenhunde gemeint, sondern vielmehr alle Hunderassen, die temporär vermehrt vertreten sind. Aber der Reihe nach.
Was macht einen Hund zum Modehund?
Egal ob Chihuahua, Dalmatiner oder eine andere Rasse – die Frage ist doch eigentlich viel mehr, weshalb manche Hunderassen zu Modehunden werden und andere nicht. Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, denn das Phänomen Modehund gibt es schon sehr lange. In den 1920er Jahren beispielsweise, waren elegante Windhunde besonders IN, heute sind es eher die Mini-Rassen wie Chihuahua und Prager Rattler. Und natürlich gibt es nicht nur einen Modehund, sondern oftmals mehrere unterschiedliche Rassen zugleich, denen diese zweifelhafte Ehre zuteil wird. Vermutlich kommt es vor allem darauf an, dass das Erscheinungsbild der jeweiligen Hunderasse zum Lebensgefühl der Zeit und zu der jeweiligen Gruppe passt.
Den größten Einfluss auf die Entstehung eines Trends haben heute aber wahrscheinlich auch in der Hundehaltung die Massenmedien: Hunde, die bevorzugt in Film, TV und Werbung gezeigt werden, erfreuen sich stets größter Beliebtheit. Sei es der hübsche Border-Collie aus der Hundefutter-Werbung, der schicke Dalmatiner aus dem Film 101-Dalmatiner oder auch der Chihuahua, den Paris Hilton unvermeidlich als Accessoire in ihrer Handtasche mit sich herumträgt – Hunderassen, die präsent sind, haben eine große Fangemeinde und auch entsprechend viele potentielle Halter und Halterinnen.
Dass viele Menschen eine Hunderasse toll finden, ist an und für sich auch noch kein Problem – weder für den Hund noch für die Halterin oder den Halter. Die Probleme ergeben sich aber leider häufig recht bald von alleine.
Die Probleme der Modehunde …
Ein Problem von Hunderassen, die zum Modehund erkoren wurden, ist schnell beschrieben: Es ist das Geld. Denn eine Hunderasse, die beliebt ist lässt sich logischerweise auch gut verkaufen. Mit anderen Worten: Neben seriösen Züchtern werden zunehmend auch verantwortungslose Vermehrer auf den Plan gerufen, die ihre Chance auf leicht verdientes Geld wittern.
Schnell wird vergessen, dass Hunde Lebewesen sind und stattdessen greifen die Regeln der freien Marktwirtschaft. Um mehr Hunde zu verkaufen und nicht auf der „Ware“ sitzen zu bleiben, werden die Preise heruntergeschraubt, „Schnäppchenhunde“ tauchen auf – schließlich möchten auch Schlecht-Verdiener gerne einen schicken Modehund, ohne dafür viel zahlen zu müssen. Um dennoch mehr Profit machen zu können, werden wichtige Gesundheitsuntersuchungen vernachlässigt und Hündinnen als Gebärmaschinen missbraucht. Darunter leidet nicht nur die Gesundheit der jeweiligen Hund, sondern die Gesundheit der gesamten Rasse.
Dazu kommt, dass bei schneller Züchtung oftmals mehr Wert auf Optik, denn auf Gesundheit oder Charakter gelegt wird. Während in einer seriösen Zucht stets auch der rassetypische Charakter der Elterntiere eine Rolle spielt, achtet ein Vermehrer meist nur darauf, dass die optischen Gesichtspunkte stimmen. So wurde aus der streng auf die Jagd im Dachs- und Fuchsbau spezialisierten, eigenständig denkenden Nutzhundrasse Dackel innerhalb weniger Jahrzehnte der unkontrollierten Zucht ein sturer, gesundheitlich extrem anfälliger Hund, dessen kurzen Beine in der Haltung als Familienhund ihren Sinn verloren haben und dort nur noch ihre negativen Aspekte zeigen.
Durch die Selektion verschiedener Fellfarben kommt es zudem häufig zu genetisch bedingten Behinderungen wie beispielsweise Taubheit (besonders weiße Fellfarben sind hier häufig betroffen, weil die zuständigen Gene gekoppelt sind). Diese könnten zwar durch bewusste Auswahl der Elterntiere ohne größere Probleme vermieden werden – bei Schnäppchenhunden macht sich allerdings kaum ein Vermehrer die Mühe, die Elterntiere entsprechend auszuwählen.
Ein weiterer Punkt, der beim Thema Modehunde unweigerlich erwähnt werden muss, ist das Problem der Überzüchtung. Rassemerkmale, wie beispielsweise die kurze Schnauze des Mops oder die großen, hervorquellenden Augen des Chihuahua werden durch schnelle Auswahlzucht übertrieben verstärkt – angezüchtete gesundheitliche Probleme, wei auch zu enge Zahnstände, sind die Folge: Der Mops kann häufig kaum mehr normal atmen, der Chihuahua kämpft mit Bindehautentzündung, unvermeidbaren Augenverletzungen, Patellaluxation und Zahnstein. Um diese Defekte wieder auszugleichen, ist oft jahrezehntelange, mühevolle Rückzüchtung nötig.
… und die Probleme der Halterinnen und -halter von Modehunden
Aber nicht nur die Hunde selbst sowie die Rassegesundheit leiden unter dem Dasein als Modehund. Oft nimmt der Traum vom Rassehund auch für die Halter eine unerwartete Wendung. Wer einen Hund günstig vom Vermehrer kauft, läuft zudem Gefahr, ein krankes oder zumindest gesundheitlich vorbelastetes Tier zu erwerben. Diese verursachen ein Leben lang hohe Tierarztkosten. Aber selbst wer seinen Hund beim Züchter aussucht, wird unter Umständen nicht glücklich mit seiner Wahl.
Denn gerade Menschen, die in Bezug auf die Auswahl ihres Hundes mit dem Trend gehen, nehmen sich nicht immer die Zeit, sich im Vorfeld gründlich über die nötigen Haltungsbedingungen und die rassespezifischen Anforderungen zu informieren. Und so kommt es nicht selten vor, dass der süße Border-Collie-Welpe im Zwei-Verdiener-Haushalt schnell unterfordert ist und beginnt, die berufliche Abwesenheit seiner Besitzer zu nutzen, um die Wohnung „umzugestalten“. Dann sind unerfahrene und uninformierte Halter schnell überfordert und laden den Hund im Tierheim ab oder verhökern ihn über Kleinanzeigen. Mit etwas Pech, droht dem Hündchen dort das selbe Schicksal noch einmal. Da ist es eine Frage der Zeit, bis sich erste ernsthafte Verhaltensstörungen entwickeln.
Dazu kommen bestimmte Anforderungen, die manche Rassen an ihre Halter stellen: Besonders intelligente Rassen, wie der Australian Shephard oder der Border Collie sehen zwar wunderschön aus und sind bei richtiger Haltung wunderbare Tiere, werden bei Unterforderung aber schnell nervig und sogar aggressiv. Schutzhunde, wie der Malinois oder der Dobermann werden ohne entsprechendes Grundstück, das Sie bewachen können und ohne konsequente Erziehung schnell zu unberechenbaren Tyrannen. Und selbst der wunderschöne Weimaraner wird ohne eine Aufgabe (egal ob jagdlichen Führung oder eine andere sinnvolle Beschäftigung) schnell zum Beißer, da die über Jahrhunderte angezüchtet Mannschärfe ohne Beschäftigung durchschlägt.
Mit anderen Worten: Mode hin, Mode her – vor der Anschaffung eines Hundes sollten stets gründlich geprüft werden, ob der gewünschte Hund auch zu Dir und Deiner Lebenssituation passt!
Wenn der Trend gefährlich wird
Neben viel Ungemach für Hund und Halterinn und -halter, kann so ein Trend allerdings zuweilen auch wirklich gefährlich werden. Ein gutes Beispiel geben hier die Molosser ab. Denn neben kleinen Toy-Hunden wie Mops, Chihuahua und Shi Tzu haben auch diese massigen, muskulösen Hunderassen derzeit einen großen Zulauf an Fans.
Das Problem ist auch hier nicht die Rasse an sich: Egal ob Cane Corso, Bordeaux-Dogge, Kangal oder auch Pitbull – keine Hunderasse ist von Grund auf böse. Im Gegenteil geben auch diese Hunderassen bei rassegerechter Haltung wunderbare Gefährten ab. Allerdings lässt sich nicht leugnen, dass beispielsweise ein Cane Corso deutlich mehr Schaden anrichtet, wenn er beißt oder auch nur jemanden anspringt, als wenn eine Chihuahua selbiges macht. Dazu kommt, dass viele der molosserartigen Rassen eine konsequente und strenge Erziehung brauchen, die einiges an Erfahrung, Hundewissen und Souveränität voraussetzt. Gerät so ein „kapitaler Bursche“ aber in die falschen Hände, kann er zur tödlichen Gefahr werden.
Das Problem ist hier wohl die Frage, was „falsche Hände“ eigentlich sind: Denn ab einer gewissen Gewichtsklasse können auch die gutartigsten Hunde mit einer freudigen Begrüßung Knochen zum brechen bringen. Wer keine 100%ige Erziehung leisten kann oder will sollte die Finger von Molossern lassen – auch wenn Sie von Rasseliebhabern gerne als „sanfte Riesen“ verklärt werden. Hier bleibt nur zu hoffen, dass der Trend sich nicht ausbreitet – zum Wohl der Hunde und der Menschen.
Weg vom Trend und hin zum gesunden besten Freund
Auch wenn sich natürlich nicht leugnen lässt, dass einige kleine Modehunde auf den ersten Blick niedlich aussehen, schlanke Weimaraner reine Eleganz verkörpern und der Cane Corso ein faszinierendes Abbild purer Kraft ist – solche einzelnen, zumeist optischen Merkmale einer Hunderasse sollten niemals ausschlaggebend sein, wenn es darum geht, sich einen Hund zuzulegen.
Zwar spricht an und für sich nichts dagegen, die offensichtlichen Vorteile einer beliebten Hunderasse für sich sprechen zu lassen, doch bestimmte Züchtungen sollten nicht unterstützt werden. Dazu gehören definitiv die sogenannten Toy-Hunde. Zu viele Krankheiten, körper- und geistliche Eigenarten, die die Natur so nicht vorgesehen hatte, quälen solche nach menschlichen Vorstellungen gezüchtete Rassen. In der Natur wären viele zudem nicht überlebensfähig. Wir sollten Hunde doch einfach Hunde sein lassen, möglichst nahe an ihren Vorfahren. Dabei gibt es gesundheitlich und geistig stabile, sehr alte und wunderbare Rassen. Warum muss der Mensch denn immer seine Finger im Spiel haben und so vielen Hunden ein jämmerliches und kränkelndes Dasein bescheren? Hinzukommt aber auch die Passgenauigkeit zwischen dem Hund und Dir sowie die Tatsache, dass es sich dabei nach wie vor um ein Lebewesen mit Bedürfnissen und Ansprüchen handelt, solltest Du dabei allerdings niemals aus den Augen verlieren, denn nicht jeder Mensch ist auch ein Hundemensch.
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